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Volker Jung zum Osterfest

Wenn Christus die Augen für das Leben öffnet

EKHN/DeschnerOsterkerzeOsterkerze

Kirchenpräsident Dr. Volker Jung erzählt seine schönste Ostergeschichte. Denn sie berichtet nicht nur von der wunderbaren Erfahrung der Jünger, die auf dem Weg nach Emmaus erkannt haben: Jesus ist nicht tot, er lebt, er ist auferstanden, wahrhaftig auferstanden.

Es ist ein staubiger Weg von Jerusalem in das Dorf Emmaus. In Gedanken verloren gehen zwei Männer dem kleinen Ort entgegen. Es sind zwei Jünger, die nicht begreifen können, was mit ihnen geschehen ist. Sie hatten mit Jesus eine großartige Zeit erlebt. Sie waren dabei, als Menschen in seiner Nähe aufblühten – manche, weil er sie gesund machte, andere, weil seine Worte sie aufrichteten. Ihnen war es selbst so ergangen, dass er ihren Glauben neu belebt hat, den Glauben an Gottes Nähe und seine Liebe. Doch dann war für sie die Katastrophe gekommen. Jesus wurde verhaftet, gefoltert und gekreuzigt wie ein Verbrecher. Mit einem Schlag brach für sie alles, was ihnen wichtig geworden war, zusammen. War alles nur ein Traum? Eine fromme Illusion? Sie wollen weg vom Ort des Geschehens, alles hinter sich lassen, irgendwie zurück ins alte Leben – am besten vergessen, einfach nur vergessen. 

Auf dem Weg nach Emmaus gesellt sich plötzlich ein Fremder zu ihnen. Sie kommen miteinander ins Gespräch. Er hört ihnen zu, scheut sich nicht, nachzufragen, spricht ihre Enttäuschung und Trauer offen an. Die beiden Freunde spüren, dass ihnen das Gespräch gut tut. Sie bitten den Fremden, mit ihnen einzukehren und bei ihnen zu bleiben. Beim Tischgebet wird der Gast auf einmal zum Gastgeber. Er spricht den Segen und bricht das Brot, so wie Jesus es immer getan hatte. In diesem Moment erkennen sie, wer der Fremde ist: Jesus – der auferstandene Jesus. Doch als sie ihn erkennen, verschwindet er auch schon vor ihren Augen. Die beiden Jünger ringen um Worte. Dann hält sie nichts mehr. Durch die Nacht laufen sie zurück nach Jerusalem, um den anderen Jüngern von ihrer Begegnung mit Jesus zu erzählen. 

Mich berührt diese Geschichte aus dem Neuen Testament (Lukas 24,13-35) immer wieder. Für mich ist es die schönste Ostergeschichte. Sie erzählt nicht nur von der wunderbaren Erfahrung der Jünger, die erkannt haben: Jesus ist nicht tot, er lebt, er ist auferstanden, wahrhaftig auferstanden. Sie erzählt zugleich davon, dass sie zunächst ganz gefangen sind in ihren Gefühlen und Gedanken und ihn nicht erkennen. Ich glaube, das geht uns Menschen immer wieder so – im Kleinen und im Großen. 

Meine Gedanken sind an diesem Osterfest besonders bei den Menschen, die bei der furchtbaren Flugzeugkatastrophe in den südfranzösischen Alpen einen Menschen verloren haben. Und auch bei anderen Menschen, die in ihrem Leben eine Katastrophe erlebt haben oder gerade erleben: ein Abschied von einem Menschen, der für sie persönlich unersetzlich ist, der Kampf mit einer Krankheit, von der sie wissen, dass sie zum Tod führen wird, die Sorge um einen Menschen, der jeden Halt im Leben verloren hat. Von einigen weiß ich, dass sie genau das erleben, was die Jünger auf ihrem Weg nach Emmaus auch erlebt haben: sie sind ganz zurückgeworfen auf sich selbst, die Gedanken sind gefangen und gehalten und kreisen ständig um das unbeantwortbare Warum. 

Ich wünsche Ihnen Menschen an Ihrer Seite, die mit ihnen aushalten, wofür es keine Erklärung gibt. Menschen, die ihnen zuhören, die mit ihnen schweigen und trösten – oft schon einfach dadurch, dass sie da sind. Ich wünsche denen, die für andere da sind, dass sie gute Worte finden zur richtigen Zeit. Und dass sie selbst immer wieder Kraft bekommen. Und ich wünsche allen, dass sie auch das Andere erfahren, was die Jünger auf dem Weg nach Emmaus erfahren haben. Sie haben erfahren, dass sie nicht allein waren. Auf ihrem Weg der Trauer war der auferstandene Christus an ihrer Seite. Er hat ihnen die Augen geöffnet und neue Wege – Wege zum Leben.

Deshalb lautet mein Ostergebet in diesem Jahr: „Groß, Jesus Christus, ist das Geheimnis deiner Auferstehung. Du bist das Leben – mitten in der Welt des Todes. Bleibe bei mir, auch wenn ich dich nicht erkenne und mein Glauben schwach ist. Öffne du selbst meine Augen und mein Herz für dich und das Leben, das du bringst – jetzt und in Ewigkeit.“

Sendehinweis 
Kirchenpräsident Volker Jung ist am Ostermontag (6. April) von 7.30-8.00 Uhr auch im Radiosender hr2 mit der „Morgenfeier“ und der Geschichte der Jünger von Emmaus zu hören.

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