Karfreitag am 3. April
Ein guter Tag?
EKHN/DeschnerKarfreitag erinnert daran, dass Gott auch das Leid teilt, die Schmerzen, den Tod. Eines der Fenster der Wiesbadener Marktkirche zeigt Jesu Kreuzigung.01.04.2015 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
EKHNUlrike Scherf, Stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHNGood Friday – guter Freitag, so heißt der Karfreitag auf Englisch. Wenn ich ein bisschen nachforsche, erfahre ich, dass ‚good‘ auch die Bedeutung ‚heilig‘ haben kann. Deswegen ist die angemessene Übersetzung für Good Friday eigentlich „Heiliger Freitag“. Aber ich bin hängengeblieben an diesem ‚good‘.
Was ist gut an Karfreitag?
An diesem Tag denken wir an den Tod Jesu: gefoltert, geschlagen, ans Kreuz genagelt – so stirbt er. So stirbt der Sohn Gottes.
Er stirbt, wie viele andere Menschen auch – und Gott zeigt so, dass er es ernst meint mit dem Menschsein. Gott wird Mensch, und er erlebt nicht nur die schönen, die guten Seiten des Menschseins: er teilt auch das Leid, die Schmerzen, den Tod.
Dafür steht der Karfreitag: für Gottes Solidarität, sein Mit-leiden und Mit-Sterben, mit uns. Dieser stille Tag gibt Raum jenseits des Alltags für diese Themen: Sterben und Tod, Leiden und Schmerzen. Themen, die uns alle betreffen. Sie kommen oft mit den Nachrichten in unsere Wohnzimmer. Wir sehen die furchtbaren Bilder des Flugzeugabsturzes in den französischen Alpen und die fassungslosen Angehörigen. Wir sehen die gesunkenen Schiffe der Flüchtlinge vor Lampedusa. Wir sehen die Not der Menschen im Bürgerkrieg in Syrien. Tod oder Leid können uns aber auch ganz nah und persönlich treffen: der Tod eines lieben Menschen, eine plötzliche Krankheit. Der Karfreitag kann diesen Themen Raum geben. Er kann aber noch mehr. Seine Botschaft verspricht, dass wir mit all dem nicht alleine sind. Sie sagt uns Gottes Nähe, seine Solidarität gerade in diesen schweren, schmerzhaften Zeiten des Lebens zu.
Ist der Karfreitag also ein guter Tag, ein ‚Good Friday‘? Ja. Aber er ist kein Tag zum Feiern und Jubeln, zum Tanzen – er ist kein Alltag. Der Karfreitag ist ein stiller Tag. Weil wir mit Stille und Abstand vom Alltäglichen dem Tod Jesu begegnen und uns an diesen Tod erinnern. Wir brauchen diese Ruhe, um auch den eigenen Erfahrungen Raum zu geben, um nicht gleich wieder zum Alltag übergehen zu müssen. Wir dürfen Innehalten. So wird aus diesem Freitag, dem Karfreitag, ein guter Freitag.
Ich wünsche Ihnen einen ruhigen, besinnlichen und guten Karfreitag.
In Hit-Radio FFH ist Ulrike Scherf am Karfreitag auch zwischen 6 und 9 Uhr in der Sendung "Kreuz und Quer" zu hören.
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