Hessentag beendet
Fast 100.000 besuchen ZeitKirche in Rüsselsheim (Mit Video)
EKHN/StorchLegobausteine an der Kirchenwand: Moderne Videotechnik in der ZeitKirche zum Hessentag 2017 macht es möglich18.06.2017 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
(Rüsselsheim / Darmstadt / Kassel / Frankfurt, 18. Juni 2017) Mit einem Festgottesdienst ist der Auftritt der evangelischen Kirche beim diesjährigen Hessentag am Sonntag (18. Juni) zu Ende gegangen. Zehn Tage lang präsentierten sich Kirche und Diakonie mit über 30 Veranstaltungen in Rüsselsheim in der zur ZeitKirche umgestalteten Stadtkirche direkt an der Hessentagsstraße sowie auf Aktionsflächen vor dem benachbarten evangelischen Dekanat mit Konzerten, Lesungen und geistlichen Angeboten. Vor allem die abgedunkelte ZeitKirche entwickelte sich mit Europas einzigem lebendigen Kirchenfenster zu einem besonderen Ort des Nachdenkens mitten im Hessentagstrubel. Fast 100.000 Gäste sahen und besuchten die Präsentationen rund um die ZeitKirche, die zu einem wesentlichen Bestandteil des Hessentags wurde. Die Installation im Inneren der Kirche, die die Besucherinnen und Besucher mit großformatigen Licht- und Fotoprojektionen auf eine Reise durch die Menschheitsgeschichte und zu sich selbst einlud, wurde als inspirierend gewürdigt.
Von Postkarte bis Hilfsaktion
Über 2.000 Besucherinnen und Besucher nutzten zudem die „Schreibstube“ in der Kirche. Hier konnten sie an sich selbst Postkarten verfassen, die ihnen aber erst in der Weihnachtszeit 2017 zugesandt werden. Das sollte für das Phänomen Zeit sensibel machen. Für Aufmerksamkeit sorgte auch die Hilfsaktion „Gitarren statt Gewehre“ für ehemalige Kindersoldaten in Afrika. Dabei wurde eine von namhaften Popstars wie Herbert Grönemeyer oder Peter Maffay signierte Elektrogitarre verlost. Genau 5.555 Euro kommen so ehemaligen Kindersoldaten zugute. In der ZeitKirche gastierten auch bekannte Künstler, darunter die Band Fools Garden oder der Soulsänger Stefan Gwildis. Bei einer Talkrunde mit dem Fernsehmoderator Michel Friedmann sowie den Journalistinnen Canan Topcu und Antje Schrupp ging es um Hass und Gewalt in Deutschland.
Zeit ist mehr als Termindruck
Beim Abschlussgottesdienst am Sonntag wies die Stellvertretende hessen-nassauische Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf auf die wichtige Rolle von Unterbrechungen im Alltag hin. Scherf: „Unterbrechung ist die kürzeste Definition von Religion.“ Die ZeitKirche habe mit ihren Angeboten zunächst dazu beigetragen, die besondere Bedeutung der Zeit persönlich begreifbar zu machen. Dabei sei „Zeit ist nicht Geld, sie muss nicht gewinnbringend genutzt werden. Sie darf empfangen und genossen werden.“ Zeit sei vor allem von Gott geschenkte Zeit, erklärte sie in der Feier, an der auch der hessische Diakoniechef Horst Rühl und der kurhessische Propst Helmut Wöllenstein teilnahmen. Zeit bietet nach Scherf Raum für alles, was wichtig ist. Dazu gehöre beispielsweise Freude ebenso wie Trauer. Es sei gut, dass die ZeitKirche mit ihren Aktionen daran erinnert habe „dass meine Zeit nicht nur Termine sind, nicht nur Hektik, nicht nur Pflichterfüllung und Leistung – sondern so viel mehr“. So könne sogar scheinbar nicht genutzte Zeit sinnvoll sein. Aus christlicher Perspektive könne die Einsicht befreiend wirken, dass wir „nicht Rädchen im Getriebe, sondern freie Menschen sind, von Gott gewollt und geliebt.“
Herausforderung Hessentag
Für die Veranstalter war es eine Herausforderung, in einer multikulturellen Stadt und in dem weltlichen Umfeld eines Hessenfestes ein eigenes evangelisches Programm zu präsentieren. Mithilfe von über 100 Ehrenamtlichen sei es aber gelungen, Menschen mit einer zeitgemäßen Präsentation in Form einer Videoprojektion in einer traditionellen Kirche zu überraschen, erklärte Wolfgang H. Weinrich, Leiter der Kommunikationsprojekte in der hessen-nassauischen Kirche. Er erhofft sich, dass Kirche und Diakonie damit einen Anstoß zum Nachdenken gegeben haben. Dass dies gelungen sei, hätten die mehr als 6000 Menschen gezeigt, die an sich selbst eine Postkarte in der Schreibstube adressiert hätten. Für Weinrich war es der letzte Hessentag als Projektleiter für den evangelischen Auftritt. Der Pfarrer geht Ende des Jahres in den Ruhestand.
Hintergrund
Seit 1998 evangelisches Engagement beim Hessentag
Verantwortlich für das evangelische Programm zum Hessentag waren die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) und die Diakonie Hessen. Die evangelische Kirche bringt ihre Verbundenheit zu den Menschen, dem Bundesland und der Region seit 1998 mit einem eigenen Programm auf den Hessentagen zum Ausdruck. Erstmals wurden beim Fest der Hessen in Erbach kulturelle, geistliche und gesellschaftspolitische Akzente gesetzt. Im Mittelpunkt der traditionellen und modernen Ausdrucksformen bei den öffentlichen Auftritten steht dabei der Auftrag der evangelischen Kirche, Menschen im Leben zu begleiten, ihnen Sinn zu vermitteln, Orientierung zu geben und freundlich für die gute Botschaft Gottes zu werben.
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