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Blockupy-Proteste: Seelsorger betreuen Polizisten

Polizeipfarrer Wolfgang Hinz

Am Mittwoch will das Blockupy-Bündnis für eine andere Politik in Europa demonstrieren, Anlass ist die Eröffnung der Doppeltürme der Europäischen Zentralbank in Frankfurt. Dann werden Demonstrierende unmittelbar auf Polizistinnen und Polizisten treffen.

Wie gehen die Polizisten, die so nah am Geschehen dran sind, mit solchen Großeinsätzen um? In den Seelsorgern des Polizeipfarramts finden sie mögliche Gesprächspartner. Pfarrer Wolfang Hinz ist einer von ihnen und erzählt im Interview von seiner Arbeit.  

Wie bereiten Sie sich auf Mittwoch vor?

Solche Lagen wie diese haben wir zum Glück nicht täglich. So wie die Polizei auch, bündeln wir an solchen Tagen alle unsere Kräfte Im Vorfeld ist es für mich eine ganz wichtige Sache, auf die Beamten zuzugehen, mich ihnen kurz vorzustellen, hören was ihre Aufgabe ist, wie es ihnen geht und mit welchen Erwartungen sie in diesen Tag gehen. Ich signalisiere einfach mein Interesse an ihnen persönlich und an ihrer Arbeit, bevor es losgeht. Wenn etwas Schlimmes passiert, stehen wir den Beamten zur Seite. Aber das funktioniert umso besser, wenn sie uns als vertrauenswürdige Personen erlebt haben.

Wie sieht ein Gespräch vor solchen Großeinsätzen aus?

Man stimmt die Polizisten positiv auf diese anstrengenden und entbehrungsreichen Stunden ein, die da unter Umständen auf sie warten. Es geht um eine Form der Wertschätzung für das was sie tun werden, die Zeit und die Kraft, die sie aufwenden und die Gefahr, der sie sich aussetzen. Es ist nicht selbstverständlich, dass das was Polizisten tun, mit Respekt und Dank angenommen wird. Je nachdem wie der Einsatz verläuft, wird man hinterher vielleicht auch das ein oder andere kritisch sehen müssen. Aber jetzt im Vorfeld geht es darum, sie mit meinen Möglichkeiten auf diese Tage vorzubereiten und einzustimmen.

Wie sieht Ihr Tag morgen aus?

Morgen werde ich natürlich vor Ort sein. Da geht es dann darum, dass ich einen eigenen authentischen Eindruck bekomme von dem was los ist. Das ist wichtig für die möglichen Gespräche danach. Die Beamten sollen merken, dass ich weiß wovon ich rede und wovon sie reden. Es ist auch denkbar, dass Krankenhausbesuche anstehen, wenn es Schwerverletzte gibt. Dann wende ich mich unter Umständen auch den Angehörigen zu und bemühe mich zu trösten. Aber das wird hoffentlich nicht nötig sein. In der Einsatzphase selber bleibe ich natürlich mehr im Hintergrund, aber ich bin immer in Rufbereitschaft und habe mein Handy dabei.

Wie schätzen Sie Ihre Arbeit als kirchlicher Seelsorger ein?

Ich bin auch nicht der Einzige, der sich für die seelische Unversehrtheit der Beamten einsetzt. Hessen hat einen sehr gut aufgestellten Psychologischen Dienst. Das ist sozusagen die polizeieigene Mannschaft, die sich bereithält, um gesprächsweise Beistand zu leisten. Wir Pfarrerinnen und Pfarrer sind für die Polizei eine Art Joker. Aber die Kirche ist der Meinung, dass die Polizei für die Gesellschaft und deren Frieden eine wichtige Rolle spielt. Mit ihren Eingriffsrechten hat die Polizei weitgehende Kompetenzen, die besondere Unterstützung rechtfertigen. Für die Allgemeinheit und auch für die politische Landschaft ist es einfach wichtig, dass man eine sehr verlässliche Polizei hat.

Über welche Probleme sprechen Polizisten mit Ihnen?

Es geht beispielsweise um erlittene körperliche Verletzungen oder schockierende Erfahrungen. Unter Umständen kommen dann Fragen wie: War es das wert? Oder: War es richtig, diesen Beruf zu ergreifen? Da geht es stark um die Arbeit am Berufsethos. Es ist natürlich allen Beamten klar, dass man sich im Umgang mit Schusswaffen in Gefahr begibt. Darauf werden sie auch trainiert. Aber wenn man dann wirklich verletzt wird oder einen anderen verletzt, ist das immer nochmal was anderes. Der Segen des Gespräches ist, dass dramatische Erlebnisse abgemildert werden können, sich auflösen oder dass man eine neue Klarheit gewinnt.   

Katharina Olschewski

 

 

 

 

 

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