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Vom Annehmen im Advent

Alle modern gepriesene Autonomie ist ein Irrtum, sagt Pfarrer Friedhelm Ackva und deutet auf die zwei Kerzen, die am Adventskranz leuchten. „Sehet, die zweite Kerze brennt: So nehmet euch eins um das andere an, wie auch der Herr an uns getan.“ So heißt es in dem berühmten Adventslied von 1954 (EG Nr. 17).

„Sehet, die zweite Kerze brennt: So nehmet euch eins um das andere an, wie auch der Herr an uns getan.“ So heißt es in dem berühmten Adventslied von 1954 (EG Nr. 17).

Die zweite Strophe gibt dem Zweiten Advent einen besonderen Sinn: Dass keiner für sich alleine Mensch sein kann. Niemand hat sich selbst geboren, ernährt, getauft, erzogen, unterrichtet. Wenn man sein Bein gebrochen hat, wie ich gerade, spürt man besonders, wie man von anderen Menschen abhängig ist.

Alle modern gepriesene Autonomie ist ein Irrtum. Niemand wird sich am Ende selbst pflegen oder gar beerdigen können. Wir sind aufeinander angewiesen. Diese banale Aussage müssen wir uns wieder neu klarmachen, wenn wir auf das Fest der Menschwerdung Gottes zugehen.

Macht es wie Gott: Werdet Menschen, die einander annehmen. „… eins um das andere …“ sollen wir uns annehmen. So dichtete Maria Ferschl. Lange bevor die Gender-Debatte begann, hat sie eine Form gefunden, um uns Menschen auf eine Stufe zu stellen, ganz ohne Sternchen. Es müsste ja sonst korrekt heißen: „eine*r um die/den andere*n“ annehmen.

Aber nein, wir sind doch alle „Menschen-Kinder“. Und das Menschenkind braucht Zuwendung und Hilfe, ganz gleich, welches Geschlecht es hat. Mehr noch, jedes Lebewesen darf empfänglich sein für das, was ihm an Gutem widerfährt. Da sind die Tiere mit im Blick.

Die ganze kranke Schöpfung braucht unsere menschliche Achtsamkeit, nicht nur zur Weihnachtszeit. Manche Menschen wissen vielleicht noch, dass traditionell der Zweite Advent besonders an das zweite Kommen von Jesus zum Gericht erinnert. Richtig. Seine Wiederkunft am Ende der Schrecken.

Wenn man in die Welt von heute schaut, kann man den Eindruck bekommen, dass es nicht mehr lange dauern wird. Wir haben „apokalyptische Zeiten“, so steht es auch oft in der Zeitung. Wenn Jesus tatsächlich bald wiederkommt – wer weiß? – , dann soll er uns bei der Arbeit finden. Deswegen: Nicht nur zwei Kerzen anzünden, sondern einander annehmen, wie Jesus es immer mit Menschen getan hat.


Dr. Friedhelm Ackva ist evangelischer Pfarrer in Dillenburg und im neuen Kooperationsraum „Evangelisch rund um den Wilhelmsturm“, vor allem zuständig für Dillenburg Süd und Donsbach.

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