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Zusammenfassung Synode

Zusammenfassung: Hessen-Nassau zwischen Wahlmarathon und Weltgeschehen

Felix KästnerSynodenplenumDie 140 Delegierten auf der Zwölften Kirchensynode der EKHN

Die konstituierende Kirchensynode der EKHN ist am Samstag zu Ende gegangen. 140 Delegierten hatten ihre Leitung neu bestimmt. An der Spitze der Synode steht als oberster Ehrenamtlicher wieder Präses Oelschläger.

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Der Kirchenpräsident gratuliert: Ulrich Oelschläger und Volker Jung (r.) Gottesdienst in der Frankfurter Heiliggeistkirche Die Zwölfte Synode der hessen-nassauischen Kirche ist eröffnet
Volker Rahn / EKHNKirchensynodalvorstandDer Kirchensynodalvorstand der 12. EKHN-Kirchensynode mit (v.l.) Jan Löwer, Susanne Bei der Wieden, Ulrich Oelschläger, Wolfgang Prawitz und Christine Schreiber.

Frankfurt a.M., 4. Juni 2016. Die durch zahlreiche Wahlhandlungen geprägte konstituierende Sitzung der Zwölften Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ist am Samstag (4. Juni) in Frankfurt am Main zu Ende gegangen. Die 140 Delegierten des mit einem Landesparlament vergleichbaren Gremiums bestimmten bei der am Donnerstag begonnen Tagung auch ihre Leitung neu. An der Spitze der Synode steht nun für sechs Jahre Dr. Ulrich Oelschläger. Der 69 Jahre alte frühere Studiendirektor aus Worms hatte die ehrenamtliche Funktion des Präses bereits bei der vorangegangenen Kirchensynode inne. In seiner Vorstellungsrede bekannte er sich zu einer Kirche, die sich über geistliche Fragen hinaus auch ihrer „gesellschaftlichen Verantwortung“ stellen müsse. Oelschlägers Stellvertreterin wird die Frankfurter Pfarrerin Dr. Susanne Bei der Wieden bleiben. In den Kirchensynodalvorstand wurde erneut auch der Groß-Gerauer Pfarrer Wolfgang Prawitz gewählt. Neu gehören dem insgesamt fünfköpfigen Leitungsgremium der Synode nun der Richter Jan Löwer aus Hünfelden-Dauborn bei Limburg und die pensionierte Verwaltungswirtin Christine Schreiber aus Darmstadt an.

 

Delegierte vom Abgeordneten bis zur ZDF-Leiterin

Zu den neuen Synodalen gehören unter anderem auch die Hofheimer Bürgermeisterin Gisela Stang (SPD), die Lauterbacher Landtagsabgeordnete Eva Goldbach (Grüne), die rheinland-pfälzische Landtagsabgeordnete Dorothea Schäfer (CDU), der Direktor beim Hessischen Landtag Peter von Unruh oder Dr. Simone Emmelius, Koordinatorin des Fernsehsenders ZDFneo. Erste inhaltliche Akzente setzten die Delegierten mit der Entscheidung über den Charakter der synodalen Ausschüsse. So setzten die Vertreterinnen und Vertreter neben vorgeschriebenen Fachausschüssen wie etwa für Finanzen und Theologie weitere vier zu Fragen der Bildung, der Ökologie, der gesellschaftlichen Verantwortung und der Gemeindeorientierung ein.

 

Kirchenpräsident fordert weltoffene Kirche

Ein Jahr vor den Feiern zum 500. Jahrestag der Reformation wies der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung vor den Synodalen auf die weltweiten Beziehungen und die globale Verantwortung der protestantischen Christinnen und Christen hin. Dazu gehöre unter anderem die Hilfe für Flüchtlinge, der Einsatz in Friedensfragen und das Engagement für den Erhalt der Umwelt, erklärte Jung in seinem Bericht zur Lage in Kirche und Gesellschaft. Jung erteilte dem „Ruf nach Abschottung“ sowie „Tendenzen zu neuen Nationalismen“ angesichts der weltweiten Herausforderungen eine klare Absage. „Wer meint, auf nationalstaatliche Regression setzen zu können, verweigert sich grundlegenden christlichen Gedanken“, erklärte Jung.

 

Jung hofft auf ökumenischen Kirchentag 2021

Der Kirchenpräsident trat gleichzeitig dem Vorwurf entgegen, die Kirchen ignorierten die Verfolgung von Christinnen und Christen in manchen Ländern oder eine „systematische Drangsalierung“ von ihnen in hiesigen Flüchtlingseinrichtungen. „Kein Fall, von wie auch immer gearteter Bedrohung, darf ignoriert werden“, sagte er. Zugleich dürften aber konkrete Einzelfälle nicht politisch instrumentalisiert werden, warnte er vor „emotionalisierten Debatten, die Gruppen auf generalisierende Weise gegeneinander stellen“. Jung ging auch auf das Verhältnis zur römisch-katholischen Kirche ein. Er wünsche sich angesichts der im hessen-nassauischen Einzugsbereich vakanten Bistümer in Limburg und Mainz auf Bischöfe, denen die „Ökumene ein Herzensanliegen ist“, so Jung. Er hoffe auch auf einen Kirchentag im Jahr 2021 in Frankfurt, der ökumenisch werden könne. „Es wäre ein Signal für eine starke Ökumene und einen lebendigen christlichen Glauben, der weit in die Gesellschaft hinein strahlen könnte“, betonte der Kirchenpräsident.

 

Kirchenexperte Scherle mahnt neue Geisteshaltung an

Vor der in Frankfurt tagenden Synode mahnte der Herborner Theologieprofessor Peter Scherle angesichts zurückgehender Mitgliederzahlen eine „neue geistliche Haltung“ in der evangelischen Kirche an. Die zunehmende Verweltlichung und Entkirchlichung dürfe nicht als Versagen der Gemeinden oder als eine „Folge schlechter Arbeit“ interpretiert werden, sagte der Theologe. Dies seien Folgen weit umgreifender gesellschaftlicher und sozialer Prozesse. Nach Ansicht Scherles soll die Kirche sich heute wieder neu an der „Weggemeinschaft der ersten Christen orientieren“. Für sie sei ein „Leben als Minderheit Ortsbestimmung und Auftrag“ gewesen.

 

Finanzlage in Hessen-Nassau bis 2020 vorerst stabil

Der Bericht des Leiters der EKHN-Kirchenverwaltung Heinz Thomas Striegler zeigte auf der Synode: Die Finanzlage der hessen-nassauischen Kirche bleibt vorerst stabil. Demnach lagen die Kirchensteuereinnahmen 2015 mit rund 495 Millionen Euro etwa ein Prozent höher als im Jahr davor. Striegler, der auch Finanzdezernent der EKHN ist, rechnet in Zukunft angesichts der aus Altergründen zurückgehenden Mitgliederzahl aber mit deutlich geringeren Kirchensteuereinnahmen. Es werde zu spüren sein, wenn ab 2020 die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen, warnte Striegler. Insgesamt ist der laufende Haushalt der EKHN für 2016 auf 578 Millionen Euro veranschlagt.

 

Hintergrund Synode

Turnusgemäß wurden nach sechs Jahren Amtszeit alle synodalen Ämter in der hessen-nassauischen Kirche neu besetzt. Die Synode ist gemäß der Kirchenordnung das „maßgebende Organ“ der hessen-nassauischen Kirche. Sie erlässt Gesetze, besetzt durch Wahl die wichtigsten Leitungsämter wie etwa das des Kirchenpräsidenten und beschließt den Haushalt. Als das maßgebende Organ geistlicher und rechtlicher Leitung trifft sie auch wichtige kirchenpolitische Entscheidungen. Ausschüsse und regionale Arbeitsgruppen bereiten die Entscheidungen vor. Geleitet wird die Synode vom Kirchensynodalvorstand mit dem Präses an der Spitze.

Die neue Zwölfte Kirchensynode ist mit 140 Sitzen um 13 Sitze kleiner als ihre Vorgängerin. Unter anderem durch die Neuordnung der Dekanate sind dies weniger als beim Start der alten Legislatur vor sechs Jahren. Sie ist zu zwei Dritteln mit nicht-ordinierten Ehrenamtlichen und einem Drittel ordinierten Mitgliedern besetzt. Über 40 Prozent der Synodalen gehören erstmals dem Gremium an. Unter den aktuell 13 von der Kirchenleitung berufenen Synodalen sind auch zwei Vertreter der theologischen Fakultäten im Kirchengebiet. Jeweils ein weiteres Mitglied ist für die Evangelisch-Reformierte Stadtsynode in Frankfurt und den Reformierten Konvent berufen. Hinzu kommen schließlich noch fünf Jugenddelegierte, die zwar Rede-, aber kein Stimmrecht haben. 


Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat rund 1,6 Millionen Mitglieder in 1151 Gemeinden. Ihr Kirchengebiet reicht in etwa von Biedenkopf im Norden bis Neckarsteinach im Süden. Rund ein Viertel der EKHN gehört zwischen Bad-Marienberg und Worms auch zu Rheinland-Pfalz.

Die nächste Synodentagung ist vom 23. bis 26. November 2016 in Frankfurt am Main

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