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Alltagsbegleiter

Die Pflege ist sein Traumberuf

Bernd-Christoph MaternWilfried „Willi“ Römelt mir Brille und gestreiften Hemd. Rechts von ihm eine Begleiterin mit Sonnenhut.Wilfried „Willi“ Römelt hat sich zum Alltagsbegleiter der kirchlichen Sozialstation in Diez umschulen lassen.

„Ich gehe gern mit den Leuten raus, gerade jetzt im Sommer. Auf die eigenen vier Wände gucken sie ja lang genug am Tag“, sagt Wilfried Römelt aus Diez. Er schulte vom Schriftsetzer zum Alltagsbegleiter in einer kirchlichen Sozialstation um.

Wilfried Römelt sitzt im Diezer Hofcafe und plaudert mit einer Dame an seiner Seite über Gott und die Welt. Hinter dem, was auf den ersten Blick wie das normale Treffen zweier Bekannter aussieht, steckt in Wahrheit eine neue Errungenschaft der Pflegeversicherung: Römelt ist nämlich als Alltagsbegleiter der kirchlichen Sozialstation in Diez unterwegs und sorgt mit seinem Einsatz dafür, dass auch pflege- und betreuungsbedürftigen Menschen die Decke nicht auf den Kopf fällt. 

Spazieren gehen, spielen, singen

„Ich gehe gern mit den Leuten raus, gerade jetzt im Sommer. Auf die eigenen vier Wände gucken sie ja lang genug am Tag“, sagt Römelt. Das kann ebenso ein Spaziergang im Grünen sein. Aber auch bei Karten- und Gesellschaftsspielen verbringt der 59-Jährige die Zeit mit seinen Schützlingen; Volkslieder zu singen, sei ebenfalls sehr beliebt bei älteren Menschen, oder er liest ihnen aus der Tageszeitung vor. Auch Fahrten zum Doktor oder Einkaufsbummel stehen manchmal auf dem Programm der Treffen. 17 Damen und Herren im Alter zwischen 70 und 99 Jahren betreut Römelt zurzeit, trifft sie von einmal im Monat bis zu zweimal in der Woche. Neben den sozialen Kontakten, die der Alltagsbegleiter den Menschen ermöglicht, verschafft er damit vor allem auch pflegenden Angehörigen für die ein bis zwei Stunden seines Einsatzes etwas Luft in deren anstrengendem Pflegealltag. 

„Ich hätte das schon viel früher machen sollen“

„Das ist wirklich ein Traumjob!“, schwärmt Römelt, der schon immer gern unter Menschen war und dessen unkomplizierte und fröhliche Art sich schnell auf die Patienten überträgt. „Ich finde das ganz toll! Auf diese Art kommt man wenigstens auch mal unter Leute“, lacht die 83-jährige Begleiterin im Café. Dass Römelt, der auch als passionierter Fußballer für Balduinstein, Freiendiez und Birlenbach bekannt ist und am liebsten Willi genannt wird, überhaupt im sozialen Bereich arbeitet, ist alles andere als selbstverständlich. Der gelernte und erfahrene Schriftsetzer verlor im digitalisierten Zeitalter durch eine Insolvenz seinen Job und hielt sofort Ausschau nach neuen Herausforderungen. In mehrere hundert Stunden dauernden Aus- und Fortbildungen zum Pflegediensthelfer und zertifizierten Alltagsbegleiter lernte er über die Arbeitsagentur auch die Diezer Sozialstation kennen. „Ich hätte das schon viel früher machen sollen“, sagt er jetzt.

Sieben Alltagsbegleiter betreuen momentan rund 100 Frauen und Männer

Das sieht auch Evelin Scheffler so, die Leiterin der Station, die Römelt vor gut einem Jahr einstellte. „Der Mann ist wie geschaffen für den Beruf und ein echter Glücksfall für uns“, sagt Scheffler. Insgesamt sieben Alltagsbegleiter betreuen derzeit im Auftrag der Sozialstation rund 100 Frauen und Männer in den Verbandsgemeinden Diez, Hahnstätten und Katzenelnbogen. Die meisten der Patienten, die das Angebot beanspruchen, leiden unter Demenz oder haben einen anderen Assistenzbedarf. 

Bernd-Christoph Matern

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