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Evangelische Kirchensynode

Synode: Zwischen Klimaprotest und Kirchenzukunft

EKHN/RahnDas Plenum der Kirchensynode im Frankfurter DominikanerklosterDas Plenum der Kirchensynode im Frankfurter Dominikanerkloster

Am Mittwoch beginnt die Herbstsynode der EKHN. Über 40 Punkte stehen auf der dem Programm im Dominikanerkloster. Einer davon hat für die Zukunft diesmal ganz besondere Brisanz.

Die Kirchensynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) beginnt am Mittwochmorgen (27. November) ihre traditionelle Herbsttagung in Frankfurt am Main. Nach einem Gottesdienst beraten die 141 Delegierten unter dem Vorsitz von Präses Ulrich Oelschläger noch bis Samstag im Dominikanerkloster in der Innenstadt. Mehr als 40 Tagesordnungspunkte muss das mit einem Parlament vergleichbare Gremium bis dahin abarbeiten. Die Themenpalette ist breit. Sie reicht von der Planung der kirchlichen Zukunft über das Jahr 2030 hinaus über aktuelle politische Fragen wie der Flüchtlingsthematik und dem Klima bis zur Wahl der Stellvertretenden Kirchenpräsidentin und des Propstes für Rhein-Main. Die hessen-nassauische Kirche hat über 1,5 Millionen Mitglieder in aktuell 1132 Gemeinden. Sie reicht in etwa von Biedenkopf im Norden bis Neckarsteinach im Süden. Rund ein Viertel des Kirchengebiets gehört zwischen Bad-Marienberg und Worms auch zu Rheinland-Pfalz.

Zukunft der Kirche im Blick

Mit Spannung erwartet wird in Frankfurt der Auftakt zu einem neuen Zukunftsprozess in der EKHN. Er soll die evangelische Kirche über das Jahr 2030 hinaus führen. In den Blick wird dabei die künftige gesellschaftliche Situation ebenso wie die Bevölkerungsentwicklung genommen. Möglicherweise muss angesichts der bevorstehenden Entwicklungen sogar das traditionelle Kirchenverständnis neu justiert werden. Die Kirchenleitung mit Kirchenpräsident Volker Jung wird dem Plenum am Donnerstag einen Weg vorschlagen, wie eine tragfähige Arbeit über das nächste Jahrzehnt hinaus gemeinsam entwickelt werden kann. Gleichzeitig muss die Synode bereits darüber entscheiden, wie es mit dem Bibelhaus in Frankfurt am Main oder den Tagungshäusern der EKHN in Höchst und Hohensolms weitergeht.  

Haushalt und Kirchensteuer

Traditionell steht auf der Herbsttagung der Synode die Diskussion über den Haushalt für das kommende Jahr im Fokus. Der Etat der EKHN sieht für 2020 Gesamtaufwendungen in Höhe von rund 709 Millionen Euro (2019: 700 Millionen Euro) vor. Die Planung geht, wie im vergangenen Jahr, von 530 Millionen Euro Einnahmen durch die Kirchensteuer aus. Die Einleitung in den neuen Haushalt weist eindringlich auf die besonders hohe Abhängigkeit vom Kirchensteueraufkommen im Rhein-Main-Gebiet hin und macht deutlich, wie stark die EKHN am Tropf der dortigen Konjunktur hängt. „Schwankungen“ und „Sondereffekte“ erschwerten die Planbarkeit erheblich. Am Freitag steht fest, wie die Synode damit umgeht.  

Flüchtlinge, Frieden, Klimaproteste

Daneben steht auch die aktuelle Situation der Flüchtlinge auf der Tagesordnung. Neu aufgenommen wurde eine Resolution, die vor allem das Augenmerk auf die derzeitige Aufnahme Geflüchteter in den Kommunen richtet. Sie sieht zugleich die Situation von Abschiebehäftlingen ausgesprochen kritisch. Daneben ist auch die Verabschiedung eines friedensethischen Positionspapiers vorgesehen. Es zeigt beispielsweise den Zusammenhang von kriegerischen Konflikten mit der zunehmenden „Gier nach Rohstoffen“ auf. Auch das Thema Klimaschutz wird eine Rolle in Frankfurt spielen. So nimmt die Synode am Donnerstag den kirchlichen Klimaschutzbericht entgegen. Zugleich hat der Synodalvorstand bereits seine Solidarität mit den weltweiten Klimaprotesten der Fridays-for-Future-Bewegung im Vorfeld des Weltklimagipfels in Madrid erklärt. Synodale erhalten die Möglichkeit, an Demonstrationen teilzunehmen. Ein  Veggie-Day wird am Freitag angeboten. Und eine „Churches-For-Future-Flagge wird vor dem Tagungsort Dominikanerkloster wehen.

Gottesdienste und Brot für die Welt

Einen weiteren thematischen Schwerpunkt will die Synode am Freitag mit dem Thema Gottesdienst setzen. Kristian Fechtner, Professor für Praktische Theologie an der Universität Mainz sowie Thomas Hirsch-Hüffell, bis 2019 Leiter des Gottesdienstinstitutes in Hamburg, werden die sonntäglich Feier einem geistlichen Stresstest unterziehen. Ihr Thema: „Die Krise des Gottesdienstes und seine Bedeutung für die Entwicklung der EKHN“. Zuvor wird die Präsidentin des Hilfswerks „Brot für die Welt“, Cornelia Füllkrug-Weitzel, am Donnerstagmittag mit einem Gastvortrag erwartet.   

Scherf und Albrecht stehen zur Wiederwahl

Gleich zum Auftakt der Synode am Mittwoch steht die Wiederwahl der Stellvertretenden Kirchenpräsidentin an. Ulrike Scherf hat das Amt seit 2013 inne. Die 55 Jahre alte Theologin engagierte sich zuletzt beispielsweise stark beim Sonntagsschutz, in friedenethischen Fragen und beim Thema Perspektiven des Pfarrberufs. Scherf ist unter anderem Mitglied im Aufsichtsrat der Diakonie Hessen. Ebenso zur Wiederwahl steht Oliver Albrecht, der Propst für Rhein-Main. Der 57 Jahre alte Theologe steht seit 2015 an der Spitze der Propstei mit ihren rund 450 Pfarrerinnen und Pfarrern in rund 230 Kirchengemeinden mit knapp 400.000 Kirchenmitgliedern. Zur zentralen Aufgabe gehört es, Pfarrerinnen und Pfarrer seelsorglich und berufsbiografisch zu begleiten. Daneben wird auch ein neues Mitglied aus einer Gemeinde in die Kirchenleitung gewählt. Dazu werden sich während der Synode mehrere Kandidatinnen und Kandidaten bewerben, die derzeit noch nicht  feststehen.

Hintergrund zur Synode

Die Synode ist gemäß der Kirchenordnung das „maßgebende Organ“ der hessen-nassauischen Kirche. Sie erlässt Gesetze, besetzt durch Wahl die wichtigsten Leitungsämter und beschließt den Haushalt. Aktuell hat sie 141 Sitze. Als das maßgebende Organ geistlicher und rechtlicher Leitung trifft sie auch wichtige kirchenpolitische Entscheidungen. Ausschüsse und regionale Arbeitsgruppen bereiten die Entscheidungen vor. Geleitet wird die Synode vom Kirchensynodalvorstand mit einem oder einer Präses. Gemäß Kirchenordnung sollen möglichst zwei Drittel der gewählten Synodalen nichtordinierte Gemeindemitglieder sein, ein Drittel Pfarrerinnen und Pfarrer.

 

 

 

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