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Obdachlosigkeit

Sozialverband: Obdachlose brauchen mehr Schutz vor Kältetod

Nautiluz56/gettyimagesObdachloser

Geöffnete U-Bahnhöfe, Kältebusse und mehr Notbetten: Mit unterschiedlichen Mitteln wollen Großstädte Menschen „auf Platte“ vor Schnee, Eis und Frost bewahren. Nach Ansicht der Wohnungslosenhilfe reicht das aber nicht.

Die Kältehilfe der deutschen Städte schützt Obdachlose nachAnsicht der Wohnungslosenhilfe nicht ausreichend. „Schon vor dem meteorologischen Winteranfang am 1. Dezember sind mindestens acht wohnungslose Menschen bei Kälte auf der Straße gestorben“, sagte die Geschäftsführerin der Bundesarbeitsg meinschaft Wohnungslosenhilfe, Werena Rosenke, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Insgesamt seien in Deutschland etwa 52.000 Menschen „auf Platte“ auf eine Winterunterkunft angewiesen. Laut einer epd-Umfrage bemühen sich die Städte mit unterschiedlichen Angeboten darum, Menschen ohne Dach über dem Kopf durch frostige Winternächte zu helfen.

„Viele Unterkünfte sind überbelegt"

Die Kommunen müssten mehr menschenwürdige Unterbringungsplätze bereithalten, forderte Rosenke: „Viele Unterkünfte sind überbelegt und es mangelt am Nötigsten.“ Die hygienischen Bedingungen seien oft schlecht, es gebe keine Privatsphäre und die Betroffenen dürften ihre Hunde nicht mitbringen. Seit 1991 sind in Deutschland nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft mehr als 300 Kältetote unter Wohnungslosen zu beklagen - die Dunkelziffer gilt als hoch.

Geschätzt bis zu 10.000 Menschen leben in Berlin auf der Straße

Der epd-Umfrage zufolge liefen angesichts steigender Obdachlosen-Zahlen zum Winteranfang in vielen Städten spezielle Schutzprogramme an. In Berlin, wo besonders viele Menschen ohne festen Wohnsitz leben, stellt die Kältehilfe mindestens 1.000 zusätzliche Übernachtungsplätze bereit. Für Obdachlose, die nicht in Notunterkünfte gehen wollen, sind zwei U-Bahnhöfe über Nacht geöffnet. Die evangelische Diakonie und die katholische Caritas gehen von bis zu 10.000 Menschen aus, die in der Bundeshauptstadt auf der Straße leben, darunter immer mehr aus Osteuropa.

75 zusätzliche Schlafplätze in Frankfurt am Main

In Frankfurt am Main stehen während des Winters zusätzlich zu den regulären 270 Betten in Notübernachtungsstätten und Einrichtungen 75 Schlafplätze in Tagestreffs des Caritasverbands und des Diakonischen Werks zur Verfügung. Erstmals in diesem Winter bietet der Frankfurter Verein für soziale Heimstätten seit 1. November außerdem geschützte Schlafplätze für bis zu 150 Personen in der U-Bahn-Station Eschenheimer Tor sowie eine Teeküche dort an. Der Ort ersetzt die B-Ebene der U-Bahn-Station Hauptwache mit ihren ungeschützten Schlafplätzen.

Das Team vom Kältebus des Frankfurter Vereins für soziale Heimstätten ist seit dem 1. Oktober jede Nacht in Frankfurt rund 120 Kilometer unterwegs ist, um Obdachlose zu versorgen, die im Freien schlafen. In der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November traf der Kältebus 139 Obdachlose im Stadtgebiet an, darunter 112 Osteuropäer und 26 Frauen.

Beheizte Container helfen in Mainz

Einige Städte wie Hamburg, Kiel und Mainz stellen beheizte Container mit zusätzlichen Schlafplätzen auf, um Obdachlose in eisigen Winternächten zu schützen. Gelegentlich werden Bedürftige auch in Hotels oder Pensionen untergebracht, etwa in Bremen oder Kiel.

Kältebusse sind in vielen Städten unterwegs, um hilflose Menschen in Unterkünfte zu bringen, außer in Frankfurt auch in Berlin, Köln, Stuttgart, Mannheim, Saarbrücken, Bremen und Hannover. Vielerorts suchen auch Sozialarbeiter bei frostigen Temperaturen aktiv Obdachlose an ihren Schlafplätzen auf, um ihnen Hilfe anzubieten, etwa in Leipzig, Magdeburg, Bremen und Lübeck.

Manche Obdachlose wollen Hilfsangebote nicht nutzen

Doch trotz Lebensgefahr sträuben sich nach Angaben der Städte immer wieder Menschen dagegen, in eine Unterkunft zu gehen. Ein Sprecher der Bremer Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) sagte, für Streetworker sei es „immer wieder eine bittere Erfahrung, dass es Menschen gibt, die dieses Angebot nicht annehmen, die es kategorisch ablehnen. Es gibt Menschen, die 'verteidigen' das Fleckchen Erde, auf dem sie sitzen, ihre 'Platte', indem sie den Platz nicht räumen.“ Die Helfer versorgen die Bedürftigen dann wenigstens mit Schlafsäcken und Nothilferucksäcken.

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