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Frühjahrssynode

„Reformation als Horizonterweiterung feiern“

Esther StoschLuther-Botschafterin Margot Käßmann auf der EKHN-Synode in Frankfurt

Die Luther-Botschafterin der Evangelischen Kirche Margot Käßmann plädiert auf der EKHN-Synode für eine ökumenische Dimension des Reformationsjubiläums 2017.

Frankfurt a.M., 8. Mai 2014. Die Luther-Botschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, hat am Donnerstag vor der in Frankfurt am Main tagenden Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau davor gewarnt, bei den bevorstehenden Feiern  zum 500-Jahr-Jubiläum der Reformation 2017 einen „Kult um Luther“ zu betreiben. Die Reformation dürfe nicht auf die Person des einflussreichen Theologen beschränkt bleiben. Sie solle auch nicht „deutsch-national-abgrenzend, sondern als welt-offenes, internationales Ereignis mit ökumenischer Dimension betrachtet werden“. 2017 ginge es deshalb darum, 500 Jahre Reformation als „Horizonterweiterung zu feiern“, sagte Käßmann. Nach Ansicht der früheren Hannoverschen Bischöfin und EKD-Ratsvorsitzenden komme es bei dem Jubiläum vor allem darauf an, eine ökumenische Perspektive stark zu machen. 

Kreative Kraft der konfessionellen Differenz entdecken

Käßmann erläuterte, dass die römisch-katholische Kirche mit der Erklärung „Dominus Iesus“ aus dem Jahr 2000 ein klares Zeichen der Abgrenzung gesetzt habe. Sie sehe sich selbst weiterhin, trotz aller ökumenischen Fortschritte, „allein als die eine, wahre, heilige Kirche an“. Nach Käßmann ist es jedoch ein „Kurzschluss“, angesichts dessen in strikte Trennungen wie „orthodox, römisch-katholisch, reformatorisch und ganz evangelisch“ zurückzufallen.  Es gäbe auch deutliche Zeichen des Aufbruchs in der Ökumene. So sei es vor 30 Jahren in vielen Familien noch „eine Katastrophe gewesen, als eine lutherische Cousine einen Katholiken heiratete“. Heute sei eine christliche Familie froh, wenn die Kinder überhaupt christlich orientierte Ehepartner und Ehepartnerinnen fänden, so Käßmann. Es ginge im Bezug auf die Feierlichkeiten für die Reformnation nun darum, „gegenseitige Bereicherungen oder auch die kreative Kraft der konfessionellen Differenz erfahrbar zu machen“. Käßmann regte dazu beispielweise gemeinsame ökumenische Pilgerwege an. Hier könne sich zeigen, dass „uns mehr verbindet als uns trennt.“ In einer säkularisierten Gesellschaft sei ein gemeinsames Zeugnis der Christinnen und Christen zudem von großem Gewicht. „Je stärker wir gemeinsam auftreten, desto eher werden wir gehört“, sagte Käßmann. 

Dialog der Religionen als Lerngeschichte verstehen 

Das Reformationsjubiläum sei auch eine Möglichkeit, den Dialog der Religionen voranzutreiben, sagte die Theologin weiter. Dazu gehöre vor allem, das Verhältnis zum Judentum weiter zu klären. Die kritische Auseinandersetzung mit Luthers judenfeindlichen Schriften und das Versagen der Christen gegenüber den Juden in der Zeit des Nationalsozialismus hätten eine „evangelische Lerngeschichte“ eingeleitet. Heute gäbe es auch eine solche Entwicklung im Blick auf die Muslime, so Käßmann weiter. Angesichts einer multireligiösen Welt müsse deutlich werden, dass der Dialog der Religionen ein wichtiges Anliegen des Protestantismus ist. 2017 sei zudem das erste Reformationsjubiläum, das in „globalisierter Perspektive“ gefeiert werde. Die Reformation ist nach Käßmanns Ansicht von Anfang an ein europäisches Ereignis gewesen, das bald internationale Ausmaße angenommen hat. Auch dieser „weltoffene neue Blick“ könne 2017 gefeiert werden.
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