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Bad Soden

Mit offenen Armen der Angst vor dem Fremden begegnen

Chris Hüppmeier

Eritrea, Pakistan, Syrien. Aus den Krisenherden der Welt flüchten die Menschen. 60 von ihnen soll nun das Städtchen Bad Soden am Taunus aufnehmen, ein Flüchtlingscamp soll neben einem Mittelstands-Viertel entstehen. Damit ist nicht jeder einverstanden.

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Großzügige Eigentumswohnungen mit Blick auf die Skyline Frankfurts. Vor dem Haus parken die Mittelklassewagen. Es schallt das Kinderlachen der Kita „Am Hübenbusch“ über die verkehrsberuhigte Straße. Als vor ein paar Wochen die Nachricht kam, dass Flüchtlinge bis Jahresende in direkter Nachbarschaft einziehen sollen, bezogen rund 200 Bürger mit ihrer Unterschrift Stellung. Man habe Angst, vor Kriminalität und Dreck, vor fallenden Immobilienwerten und zudem soll das Flüchtlingscamp direkt neben einer neugebauten Grundschule entstehen. 

„Junge, leistungsfähige Leute“

Timmo Scherenberg vom hessischen Flüchtlingsrat entgegnet den Befürchtungen:  Einige Flüchtlinge hätten in ihren Ursprungsländern in ähnlich wohlhabenden Verhältnissen wie die Bad Sodener gelebt. „Da kommen zum Teil die Eliten der Gesellschaften“. Besonders die jungen, leistungsfähigen Leute schafften überhaupt erst die Flucht nach Europa. „Das kann durchaus eine Bereicherung sein“. Doch werden sie oftmals an den Rand der Stadt gedrängt, meint der Soziologe Scherenberg, der seit 2005 als Geschäftsführer des Hessischen Flüchtlingsrates für die Rechte von Asylbewerbern kämpft. 

Kirchen wurden aktiv: Aus Skepsis kann Freundschaft werden

Nachdem der Aufschrei laut wurde und sogar das ARD-Magazin „Kontraste“ über die empörten Anwohner „Am Hübenbusch“ berichtete, fühlte man sich zu sehr in die rechte Ecke gerückt, sagt der evangelische Pfarrer Achim Reis. „Ich kenne die Menschen aus meiner Gemeinde und die sind keinesfalls `rechts´. Wir müssen die Menschen ernst nehmen!“ Deshalb haben sich die Kirchen in Bad Soden zusammengeschlossen und einen ökumenischen Flüchtlingsrat gegründet, der die Neuankömmlinge und Einheimischen zusammenbringen soll. Rund 150 engagierte Bürger haben bei der Gründung teilgenommen. Es sind Sprachkurse und Patenschaften geplant, es sollen Gemeinschaftsräume entstehen. „Wir brauchen eine Willkommenskultur!“ fordert Pfarrer Reis. „Die Arme ausbreiten. Wenn man sieht, das sind Menschen wie Du und ich, dann kann aus Skepsis sogar Nachbarschaft oder sogar Freundschaft werden.“

Bad Soden ist Heimat geworden

Dass Bad Soden durchaus weltoffen sein kann, hat es schon bewiesen. Yosef Ghebrehwiet ist in den 70er Jahren aus seinem Heimatland Eritrea nach Deutschland geflüchtet. Nach verschiedenen Stationen in Frankfurt und Umgebung ist der Vater zweier Kinder in Bad Soden gelandet und angekommen. „Deutschland war ein dunkles Land für mich. Die neue Sprache, die Menschen hier. Das war schwer für mich.“ Eigentlich wollte Yosef Ghebrehwiet gar nicht in Deutschland bleiben. „Ich wollte zurück, aber die Lage in meinem Land hat sich damals verschlechtert, also habe ich mich dazu entschieden, hier zu bleiben.“ Bad Soden ist seine Heimat geworden, hier fühle er sich willkommen. Mittlerweile arbeitet er als Küster und Hausmeister in der evangelischen Gemeinde in Bad Soden. 

Flüchtlinge am Hübenbusch sind keine Unbekannten

Die meisten Anwohner „Am Hübenbusch“ haben bereits Erfahrungen mit Asylbewerbern gesammelt. Bis 2009 sind in der angrenzenden Walter-Kollo-Straße Flüchtlinge untergebracht worden. Damals gab es wenig Bedenken, ein Grundstück im Neubaugebiet zu erwerben, trotz der Fremden in der Nachbarschaft. Mittlerweile ist die Flüchtlingsunterkunft in der Walter-Kollo-Straße 30 aber einem modernen Mehrfamilienhaus gewichen. 

Raumnot 

Jetzt sollen die ersten rund 20 Flüchtlinge in der ehemaligen Taunussparkasse in der Kronberger Straße untergebracht werden. Außerdem will sich die Stadt um private Unterkünfte bemühen, doch wenig Wohnraum und hohe Mietpreise lassen eine Unterbringung in Wohnungen kaum zu. „Das ist ja auch schon für den Otto-Normal-Bürger schwierig“, bemerkt Bürgermeister Norbert Altenkamp. Man habe in den vergangenen Jahren versäumt, sich mit Konzepten integrationspolitisch sinnvoller Flüchtlingsunterbringung zu beschäftigen, beklagt der hessische Flüchtlingsrat. Seit den 90er Jahren ist die Zahl der Asylsuchenden rückläufig, erst seit 2007 steigen die Flüchtlingszahlen wieder. 

Ich freue mich, helfen zu können

Die Flüchtlinge werden nach Bad Soden kommen, das steht fest. Bürgermeister Norbert Altenkamp wird sie mit ausgebreiteten Armen begrüßen. Er freut sich über das große Engagement der Kirchen in Bad Soden und der Bürger, die statt Angst offenherzig die Hilfesuchenden aufnehmen wollen. “Es wird bestimmt so was wie einen Begrüßungsabend oder -Tag geben“, kündigt Altenkamp an. „Ich freue mich, helfen zu können“, lächelt der Rathauschef. 

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