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25 Jahre Hospiztage

Impulsgeber für die Arbeit am Sterbebett

Eva GiovanniniEinfühlsam am Sterbebett: Die Rüdesheimer Hospizpfarrerin Beate Jung-Henkel (Foto nur in Verwendung mit 25 Jahre Hospiztagen erlaubt)

Ehrenamtliche und Fachleute in der Sterbebegleitung treffen sich seit einem Vierteljahrhundert regelmäßig im Taunusort Arnoldshain zu den Hospiztagen. Sie gelten als einflussreiche Plattform, bei der sich Ehrenamtliche und Pflegekräfte ebenso austauschen können wie Ärztinnen und Ärzte sowie Seelsorgerinnen und Seelsorger.

Arnoldshain / Darmstadt 20. Februar 2015. Noch bis zum Sonntag (22. Februar) treffen ehrenamtlich und hauptamtlich Engagierte in der Sterbebegleitung bei den 25. Arnoldshainer Hospiztagen zusammen. In Vorträgen, Diskussionen und Workshops beschäftigen sich rund 130 Teilnehmende in dem Taunusort unter dem Motto „Zwischen Schicksal und Hoffnung“ über aktuelle Entwicklungen bei der Begleitung Sterbender. Nach Angaben der Organisatoren gilt die Zusammenkunft als deutschlandweit eine der einflussreichsten Plattformen in der Hospizarbeit, bei sich Ehrenamtliche und Pflegekräfte ebenso austauschen können wie Ärztinnen und Ärzte sowie Seelsorgerinnen und Seelsorger. 

Den Tod enttabuisieren

„Von der Enttabuisierung des Todes bis zur Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen um die Sterbehilfe wurden hier in den vergangenen 25 Jahren Impulse gesetzt“, erklärte Beate Jung-Henkel, die 2002 erste Hospizpfarrerin Deutschlands wurde, zum Auftakt der Tagung vor Journalisten. So seien die Treffen auch Ausgangspunkt zur Gründung vieler regionaler Hospizgruppen geworden, sagte die Rüdesheimer Hospizseelsorgerin und Mitarbeiterin im Vorbereitungsteam der Tagung. Die Hospizarbeit habe sich so zu einer „Bürgerbewegung“ entfalten können. Zudem sei das bundesweite Treffen von Beginn an auch ein „hospizpolitisches Forum“ gewesen. So habe etwa das hessische Sozialministerium regelmäßig Vertreter entsandt und „Ideen aus Arnoldshain“ für die Praxis in der Hospizarbeit aufgenommen. Als eine der zentralen aktuellen Fragen nannte Jung-Henkel die Herausforderung, „unter den neuen wettbewerbsorientierten Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen weiterhin Einfühlsamkeit und Solidarität mit sterbenden, schwerkranken, leidenden Menschen zu leben, die in höchstem Maße verwundbar sind“.

Sterbebegleitung entscheidend vorangebracht 

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung bezeichnete die Hospiztage als „einen verlässlichen Ort, um über den sensiblen Umgang mit dem Leben auf der Grenze zum Tod nachzudenken, Erfahrungen und Wissen zusammenzutragen und sich gegenseitig zu stärken“. In einem schriftlichen Grußwort würdigte er auch die Vorreiterrolle der Treffen im Taunus, da es zuvor vergleichbare Begegnung zwischen Fachleuten und Ehrenamtlichen in der Sterbebegleitung nicht gegeben habe. Die Hospiztage hätten auf diese Weise „die Entwicklung der Hospizbewegung in Deutschland „entscheidend mitgeprägt und vorangebracht“. Zugleich wandte er sich noch einmal gegen die organisierte Sterbehilfe. Jung: „Klar ist für mich, dass es keine organisierte Sterbehilfe geben darf, bei der die Gefahr besteht, dass die Selbsttötung zum Geschäft wird.“ Es müsse alles getan werden, um zu verhindern, dass auf Schwerstkranke Druck ausgeübt wird, vorzeitig aus dem Leben zu scheiden, „um Angehörigen nicht zur Last zu fallen“. Die Stärkung der Palliativmedizin in stationären und ambulanten Einrichtungen und die Hospizarbeit sind nach Jung „der wichtigste Schutz vor solchen vorschnellen Entscheidungen“.

Über das Sterben gemeinsam sprechen

Nach Ansicht des österreichischen Hospizexperten Professor Andreas Heller vollzieht sich derzeit eine „radikale Individualisierung der Fragen am Lebensende“. Auch das Sterben werde gegenwärtig zu einem „Multioptionsdilemma“, erklärte der Hochschullehrer für „Palliative Care und Organisations-Ethik“ an der Alpen-Adria Universität Klagenfurt - Wien – Graz, der auf der Tagung den zentralen Festvortrag hielt. Angesichts der derzeitigen Situation, sei es nicht leicht, eine eigene Position zu finden, stellte er in seinem Jubiläumsvortrag fest. Die Angst sei groß, „gestorben zu werden“ oder dass „das Sterben hergestellt wird“. Zudem schmelze das Vertrauen „in ein ökonomisch durchrationalisiertes Versorgungsystem“, bei dem „Sterben zum Kostenfaktor in den Bilanzen wird“.  Heller forderte: „Wir müssen uns neu auf die Suche begeben, uns zusammensetzen und uns auseinander setzen“. Seiner Meinung nach sei es wichtig, diese Fragen gemeinsam zu besprechen. Der wichtigste aktuelle Impuls der Hospizbewegung liege deshalb darin, „eine Sozialität der Sorge zu befördern und die Sorge um sich und umeinander zu demokratisieren, zu teilen und miteinander zu tragen“.

 

Mehr Informationen
Das komplette Programm der Hospiztage ist online hier abrufbar: http://www.evangelische-akademie.de/veranstaltungen-export/2014/eaf_flyer_hospiztage_2015.pdf 

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