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Landtagsanhörung

Diskussion um Islamverbände als Partner gegen Extremismus

istock/Philll_bgKarikatur muslimischer Prediger

Die Frankfurter Islam-Expertin Susanne Schröter hat davor gewarnt, beim Kampf gegen die Radikalisierung junger Muslime zu stark auf die Mithilfe von Islamverbänden und Moscheegemeinden zu vertrauen.

Viele Organisationen seien nicht als Partner für den Staat geeignet, da sie selbst keine klaren Grenzen zwischen Radikalismus und der eigenen „Ideologie” ziehen. So werde in vielen Moscheen eine strikte Trennung zwischen Gläubigen und Ungläubigen gepredigt.

„Schauen Sie genau hin, nicht, dass Sie den Bock zum Gärtner machen”, appellierte Schröter an die Parlamentarier. Sie forderte, der Radikalisierung von Jugendlichen stärker in den Schulen entgegenzuwirken. Akzeptanz für die demokratischen Grundlagen der deutschen Gesellschaft sollte dabei weniger im islamischen Religionsunterricht, sondern in anderen Fächern thematisiert werden.

Das Argument, die in Deutschland erlebte Diskriminierung befördere den Werdegang islamistischer Extremisten, ließ die Wissenschaftlerin nicht gelten. Auch andere gesellschaftliche Gruppen, etwa Frauen, behinderte Menschen oder Schwarze würden diskriminiert, ohne dass es vergleichbare extremistische Tendenzen gebe. Außerdem befinde sich der fundamentalistische Islam weltweit auf dem Vormarsch, auch in islamischen Ländern.

Widerspruch

Der muslimische Gefängnisseelsorger Husamuddin Meyer widersprach dieser Auffassung vehement. Er erklärte, das wachsende Interesse junger Muslime am radikalen Islam gehe wesentlich auf eigene Erfahrungen zurück, im Westen nicht akzeptiert zu werden. Außerdem empfänden viele junge Muslime Wut angesichts weltpolitischer Ereignisse wie der Drohnenkriege, die sie als zutiefst ungerecht ablehnten. Beim Kampf gegen extremistische Tendenzen seien junge Muslime für Gespräche mit islamischen Vertrauenspersonen durchaus zugänglich, so seine persönliche Erfahrung in Schulen und Haftanstalten.

Muslime für die Demokratie gewinnen

Der Islamwissenschaftler und Terrorismusexperte des Mainzer Landeskriminalamts, Marwan Abou-Taam, klagte, im Kampf gegen die Radikalisierung fehle dem deutschen Islam bislang eine „theologische Intellektualität”. Bislang sei es nicht gelungen, die Muslime in der Bundesrepublik mit ihrer oftmals deutschen Identität zu versöhnen. „Wollen wir die Salafisten bekämpfen, dann müssen wir die Mitte der Muslime für die Demokratie gewinnen”, sagte er.

Eine Besonderheit des radikalen Islam in Rheinland-Pfalz liegt Abou-Taams Worten zufolge darin, dass es keine eigene Predigerszene gebe und sich rheinland-pfälzische Islamisten jenseits der Landesgrenze nach Bonn, Frankfurt oder Mannheim orientierten.

Verfassungsschutz sieht latentes Sicherheitsrisiko

Der rheinland-pfälzische Verfassungsschutz schätzt das islamistische Personenpotenzial im Land in seinem aktuellen Jahresbericht auf rund 570 Männer und Frauen. Von diesen werden 40 als gewaltbereit eingestuft. In den vergangenen Jahren sind nach Behördenerkenntnissen 16 Menschen aus Rheinland-Pfalz nach Syrien ausgereist, um im Bürgerkrieg in den Reihen dschihadistischer Organisationen zu kämpfen. Ein Teil dieser Söldner ist mittlerweile wieder nach Deutschland zurückgekehrt und stellt nach Überzeugung des Landes ein latentes Sicherheitsrisiko dar.

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