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Europameisterschaft

Europameisterschaft und die Angst vor dem Terror in Frankreich

Anne SchüßlerFans jubeln den Fußballerinnen am Römer zuFans jubeln den Fußballerinnen am Römer zu

Am 10. Juni startet in Frankreich die Fußball-Europameisterschaft. In diesem Zusammenhang wird oft von Terror und Unsicherheit geredet. Aber ist der Terror eigentlich das Top-Thema in Frankreich? Bruno Schoen arbeitet in Paris. Seine Familie lebt in Frankfurt. Wir haben mit ihm über das Thema Europameisterschaft und Terror gesprochen.

Bruno SchoenBruno SchoenBruno Schoen arbeitet in Paris und ist Mitglied der Evangelisch Französisch-reformierten Gemeinde in Frankfurt/Main.

Am Freitag startet die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. Gibt es in Paris jetzt deswegen mehr Sicherheitsvorkehrungen?

Bruno Schoen: Ich bin oft in Paris mit dem Fahrrad unterwegs. Dabei kann ich speziell zur Europameisterschaft keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen feststellen. Zumindest nicht mehr, als es sowieso schon seit den letzten Anschlägen im vergangenen Herbst gibt. Natürlich gibt es mehr Kontrollen: Polizisten und Soldaten sind mit Maschinenpistolen an Bahnhöfen unterwegs. Das Alltagsleben wird dadurch aber nicht eingeschränkt.

Wie nehmen die Franzosen die Situation wahr? Haben die Angst vor Terroranschlägen und werden die Stadien und Public Viewing-Veranstaltungen meiden?

Bruno Schoen: Die Wahrnehmung der Gefahr ist unterschiedlich. Hier in Paris sind die Straßen und Cafés voll. Sogar direkt nach den Anschlägen im vergangenen Jahr gab es die Aktion „Alle auf die Terrassen“. Die Franzosen wollen damit ganz bewusst ein Zeichen gegen Terror und Angst setzen. Wenn die Franzosen jetzt alle großen Veranstaltungen absagen oder nicht mehr auf die Straße gehen würden, hätten sie den Kampf gegen den Terror bereits verloren.

Natürlich ist Frankreich eines der meist gefährdeten Länder in Europa, ohne Frage. Doch die französische Regierung hat versichert, alles zu tun, um Stadien und Public Viewing-Veranstaltungen zu schützen. Dazu denke ich persönlich, dass man auch ein gewisses Gottvertrauen haben muss.  Ich habe viele Jahre in anderen Ländern verbracht, zum Beispiel im Nahen-Osten. Dort ist das Anschlagsrisiko wesentlich höher.

Wie ist das in ihrem deutschen Bekanntenkreis? Machen die sich Sorgen, weil sie hier in Paris arbeiten?

Bruno Schoen: Gut, dass Sie die Frage stellen. Wenn ich nach Deutschland komme, fragen mich Kollegen oft, ob ich vor dem Terror flüchte. Das kann ich gar nicht verstehen. Ich bin ja nicht in Bagdad oder Kabul. Ich lebe und arbeite in Paris. Das Fernsehen und die Medien allgemein sind oft fokussiert auf schlechte Nachrichten und sehen nicht, dass das Leben unmittelbar vor Ort auch weitergeht.

Thematisieren die französischen Medien die mögliche Terrorgefahr zur Europameisterschaft?

Bruno Schoen: Es ist ein Thema. Aber In Frankreich gibt es momentan so viele andere Probleme. Frankreich macht politisch und gesellschaftlich eine Krise durch. Zum Beispiel die Streiks oder die anstehende Präsidentschaftswahl, wo man sich nicht auf einen Kandidaten einigen kann. Frankreich ist auf einer Identitätssuche. Auch was die Rolle der Religion angeht. In diesem Zusammenhang könnte die Europameisterschaft durchaus auch den Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken.

Für welche Mannschaft drücken sie die nächsten vier Wochen die Daumen?

Bruno Schoen: Ich als Deutsch-Franzose gewinne auf jeden Fall. Ich setze sowohl auf die deutsche Nationalmannschaft, als auch auf die Franzosen.

Die Fragen stellte Charlotte Mattes

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