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Flüchtlingshilfe

Dorn-Dürkheimerin nimmt afghanische Großfamilie auf

privatUrsa Simon aus Dorn-Dürkheim hat acht afghanische Flüchtlinge bei sich aufgenommen.Ursa Simon aus Dorn-Dürkheim hat acht afghanische Flüchtlinge bei sich aufgenommen.

Eine ehrenamtliche Flüchtlingslotsin aus Dorn-Dürkheim kümmert sich mit viel Herzblut um eine achtköpfige, afghanische Großfamilie. Für die fünf Kinder ist sie schon längst zur Oma geworden.

Schmale Straßen und Häuser mit offenen Hoftoren und freundlichen Menschen. So empfängt Dorn-Dürkheim, ein 800-Seelen-Dorf in Rheinhessen, seine Besucher. In einem dieser schmalen Gässchen lebt Ursa Simon in einem Einfamilienhaus - Gemeinsam mit acht Flüchtlingen. Die Flüchtlinge wohnen  im ersten Stock, Simon im Erdgeschoss. Die Einliegerwohnung hat sie an die Gemeinde vermietet. Seit Anfang August lebt die afghanische Großfamilie dort. Das afghanische Ehepaar ist mit fünf Kindern und einem Neffen nach sechsmonatiger Flucht in Deutschland angekommen. Den Neffen habe die Familie mit auf die Flucht genommen, weil sie von seinem Vater darum gebeten worden sei, erzählt Simon. Der Sohn tanze sehr gerne Break-Dance und interessiere sich für Amerika. „Der Vater hatte deshalb Angst, dass die Taliban auf seinen Sohn aufmerksam werden würden. Um ihn zu schützen, hat er ihn mit seinen Verwandten auf die Flucht geschickt“, fährt Simon nachdenklich fort.

Ausbildung zur Integrationslotsin

Als die ersten Flüchtlinge nach Dorn-Dürkheim kamen, wusste Simon, dass sie etwas tun muss. „Ich habe an der Volkshochschule Kurse im Bereich ‚Interkulturelle Kommunikation‘ belegt und mich zur Integrationslotsin ausbilden lassen“, erklärt Simon, die sich im Vorruhestand befindet. Seit Februar arbeitet die 62-Jährige ehrenamtlich als Integrationslotsin in Dorn-Dürkheim. Mittlerweile leben hier 25 Flüchtlinge.

Der Familienvater hat schon das gesamte Haus gestrichen

„Unsere Flüchtlinge“, so nennt Simon liebevoll die Asylbewerber in Dorn-Dürkheim, „schätzen unsere Hilfe. Und es kommt ganz viel zurück. Die Kinder nennen mich Oma und sie behandeln mich auch ganz genau so.“
Die 62-Jährige lächelt. „Wenn ich vom Einkaufen zurückkomme, helfen sie mir immer beim Ausräumen der Körbe aus dem Kofferraum und der Familienvater hat mir schon das gesamte Haus gestrichen“, fährt sie fort. In dem kleinen Dorf bedeutet Nachbarschaftshilfe noch etwas, auch für die Asylbewerber.

Unterstützung bei Anträgen und Arztbesuchen

Die ehemalige Mitarbeiterin eines Pharmaunternehmens wird von vielen Menschen unterstützt. „Am wichtigsten ist der Zusammenhalt hier im Dorf. Etliche Helfer kümmern sich um die Asylbewerber. Das passiert auf ganz unterschiedliche Weise und viele bringen sich ein“ erzählt Simon stolz.
Oft fahren die ehrenamtlichen Helfer ihre neuen Mitbürger zu Arzt- oder Behördenbesuchen. „Dorn-Dürkheim hat schlechte Busanbindungen und bis man hier von A nach B kommt ohne Auto, kann das schon mal mehrere Stunden dauern“, fährt sie fort und schüttelt den Kopf: „Am schwierigsten sind Krankheitsfälle. Die geplante Gesundheitskarte für Asylbewerber lässt noch auf sich warten. Bis dahin müssen sich die Flüchtlinge jede ärztliche Behandlung vorab genehmigen lassen. Das ist sehr aufwendig.“
Um die Genehmigung zu erhalten, müssen die Flüchtlinge in die 15 Kilometer entfernte Gemeindeverwaltung nach Oppenheim fahren. Mit den wenigen Busverbindungen in Dorn-Dürkheim ist das ein sehr zeitintensives Unterfangen. „Das Ganze kann schon mal drei Stunden dauern, wenn man die Fahrtzeiten mit dem Bus einrechnet. Oft habe ich die Genehmigung dann schon selbst mit dem Auto abgeholt, weil es einfach viel schneller geht. Diese Bürokratie ärgert mich und macht es uns allen schwerer“, so Simon.

Hussein will Mechatroniker werden

Die 62-Jährige bekommt auch häufig Besuch von Hussein. Er ist 20 Jahre alt und vor über einem Jahr aus Afghanistan nach Deutschland geflohen. Er wohnt in der Parallelstraße und hat einen Minijob in der Kfz-Werkstatt im Nachbarort. Wenn Hussein vorbei kommt, sitzen er und Simon gemeinsam am Wohnzimmertisch und trinken Kaffee und Tee. „Ich bin ganz alleine nach Deutschland gekommen. Ich wollte nicht mehr in Afghanistan bleiben, nicht bei dem Krieg und der Gefahr“, erzählt Hussein auf Deutsch. Einen Großteil der Strecke ist er zu Fuß gelaufen und er ist froh, endlich angekommen zu sein. „Hier in Deutschland ist alles viel ruhiger und es gibt keine Kämpfe auf den Straßen“, sagt der 20-Jährige. Er hat ein kantiges, sehr erwachsenes Gesicht. Seine Hände sind ineinander verschränkt und er sitzt aufrecht auf dem Stuhl. „Ich freue mich, hier zu sein. Ich habe Frau Simon viel zu verdanken. Ohne sie wäre ich nicht so weit gekommen“, erklärt Hussein. Der junge Mann besucht gerade einen Deutschkurs in Mainz, um nächstes Jahr seinen Hauptschulabschluss zu absolvieren. Danach möchte er eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker in der Werkstatt im Nachbarort machen. „Autos waren schon immer mein Hobby und das jetzt zu meinem Beruf machen zu können, wäre echt super“, freut sich Hussein.

[Lea Biskup]

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