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Interview

Bücher spiegeln Realitäten

Becker-von Wolff

Kinderbücher weiten den Blick auf die Welt: Umso wichtiger ist es, dass sie Realitäten widerspiegeln. "Die Gesellschaft ist bunter und vielfältiger geworden, das sollen Kinderbücher abbilden", sagt Karin Schmid. Die Pfarrerin stellt "diverse Bilderbücher" in der Stadtbücherei Herborn vor.

"Was uns verbindet - Was uns unterscheidet: Diversität im Bilderbuch", so lautet die Veranstaltung in der Stadtbücherei Herborn am Mittwoch, 21.  Juni 2023 von 17 bis 18 Uhr.

In den Räumen der Stadtbücherei (Mühlgasse 7-15, 35745 Herborn) stellt die evangelische Pfarrerin verschiedene Bilderbücher für Kinder in Kindergarten und Grundschule vor.

» Es wird um vorherige Anmeldung gebeten über E-Mail an buecherei@herborn.de oder via Telefon unter 02772 / 708 450.

Karin Schmid, Pfarrerin in der Evangelischen Erwachsenenbildung des Dekanats an der Dill, erklärt, was ein Bilderbuch braucht, damit es diese Vielfalt spiegelt. Außerdem wird eine Auswahl neuer Bilderbücher vorgestellt.

Seit vielen Jahren beschäftigt sich Pfarrerin Karin Schmid als Theologin und auch als Mutter dreier Kinder mit Kinderbüchern. Sie nimmt positiv wahr, dass sich die Kinderbücher verändern: "Sie werden multikultureller und auch diverser. Während klassische Bilderbücher oft nur einen Ausschnitt unserer vielfältigen Welt widerspiegeln, versuchen neuere Bilderbücher ein vielfältigeres Bild zu vermitteln, in dem Menschen verschiedener Herkünfte, Kulturen, Altersklassen, Körperformen oder Geschlechter positiv abgebildet werden", sagt Schmid.

 

Fragen an Pfarrerin Karin Schmid

 

Seit wann sammeln Sie Bilderbücher?

Pfarrerin Karin Schmid: Schon sehr lange, seit ich Studentin bin, also wohl schon seit 30 Jahren. Mich hat fasziniert, wie einfach manchmal wirklich komplizierte Themen in Bilderbüchern angesprochen werden – wobei ich oft den Eindruck habe, dass Bilderbücher vielschichtig sind und deshalb Kinder und Erwachsenen gleichermaßen ansprechen können. Ich sammle also nicht beliebig Kinderbücher, sie müssen „Besonders“ sein, also ein ungewöhnliches Thema, eine besondere Geschichte wiedergeben. Außerdem müssen Bilder und Text für mich in einem harmonischem Zusammenspiel präsentiert werden. Nur dann ist ein Bilderbuch für mich reizvoll und bleibt dauerhaft in meiner Sammlung.

Wie sind Sie auf Diversität in Bilderbüchern aufmerksam geworden?

Bilderbücher sind immer ein Spiegel unserer gesellschaftlichen Entwicklung und nehmen die Themen auf, die uns alle gerade interessieren. Vor einigen Jahren gab es viele Bilderbücher zur Fluchtproblematik, heute stehen Themen wie Umweltschutz oder Vielfalt im Zentrum von Neuerscheinungen. Da ich regelmäßig schaue, was sich auf dem Markt tut (auch weil ich seit vielen Jahren Fortbildungen für Erzieher*innen und Grundschullehrer*innen durchführe), konnte ich gut beobachten, wie erst kleine Nischenverlage dieses Thema aufgenommen haben, es inzwischen aber bei allen großen Bilderbuch-Verlagen zu finden ist. Aber nur, weil ein Bilderbuch sich „divers“ nennt, ist es noch nicht gleich „gut“.

Was bedeutet „Diversität“ für Sie / worauf achten Sie bei der Auswahl von Büchern?

Diversität im Bilderbuch heißt für mich, dass das Buch die vielfältige Wirklichkeit angemessen widerspiegelt. Nur so können sich Kinder aus den verschiedensten Hintergründen mit den Büchern identifizieren und wir vermitteln kein begrenztes Bild, das in den Köpfen der Kinder die Vorstellung bestärkt, alle wären bei uns weiß, leben in intakten klassischen Familien mit Vater, Mutter und zwei Kindern, in einem Haus mit Garten in einer Vorstadt. Natürlich werfe ich alte Bilderbücher mit einer guten Message nicht weg, nur weil sie unsere vielfältige Lebenswirklichkeit nicht spiegeln. Ich glaube aber, dass es gut ist, wenn Kindergärten und Schulen genauso wie Familien daheim auch Bücher haben, die mehr anbieten. So erwarte ich heute, dass in Bilderbüchern Menschen verschiedener Hautfarbe, Religion, Kultur, Alter, Geschlechts, sozialer Zugehörigkeit und Körperform zu sehen sind und auch mal Menschen mit Behinderung abgebildet sind. Diversität sollte sich dabei in den Texten und in den Bilder spiegeln. Ein gutes Beispiel ist die Bilderbuchreihe „Die Berlinchen“ (HaWandel Verlag), bei der es um den Alltag dreier Mädchen aus verschiedenen Zusammenhängen in Berlin geht, die Freundinnen sind. „Diversität“ ist dabei nicht das eigentliche Thema, sondern der Alltag von Kindern. Diversität zieht sich aber vielfältig ganz natürlich durch das Buch hindurch.

Warum ist Diversität in Bilderbüchern wichtig?

Wenn wir unsere „weiße Mittelschichtskultur“ überall als die maßgebliche Kultur wahrnehmen, schließen wir in einem immer vielfältiger werdenden Land viele Menschen aus. Bücher und die Charaktere darin haben eine wichtige Vorbildfunktion für Kinder. Deshalb ist es wichtig, dass auch „People auf Color“ oder Menschen verschiedener Religionen eine selbstbestimmte Hauptrolle übernehmen. Bücher, in denen Kinder auf der Flucht hauptsächlich als hilfsbedürftig dargestellt werden, sind ein gutes Beispiel von „gut gemeint aber schlecht umgesetzt“, weil sie zwar ein wichtiges Thema aufnehmen, aber wieder auf die alte Sichtweise zurückführen. Hier geht es darum, Selbstwirksamkeit bei Kindern in den Vordergrund zu stellen.

Was präsentieren Sie in der Stadtbücherei Herborn?

Eine bunte Mischung von Bilderbüchern zu den verschiedenen Themen, die heute unter dem Oberbegriff „Diversity“ zusammengefasst werden. Dabei wird es Pappbücher für die Kleinen und verschieden anspruchsvolle Bilderbücher für Kinder bis in die Grundschulzeit hinein geben. Außerdem habe ich eine Literaturliste mit weiteren Empfehlungen vorbereitet.

Gibt es darunter ein Lieblingsbuch?

Zwei Bilderbücher habe ich gerade besonders positiv im Kopf: Tom Percival: Ich gehör dazu! Ars Edition 2021. Hier geht es um ein Kind, das in Armut aufwächst, erlebt, wie es für andere unsichtbar ist, sind mit anderen zusammentut und aktiv wird. Dadurch werden alle wieder sichtbar. Das Thema Armut wird sonst kaum im Bilderbuch behandelt. Scott Stuart: Mein Schatten ist pink. Coppenrath 2021. Mit liebevollen Worten und Bildern in gereimter Form wird das Thema Transsexualität umgesetzt. Ein Junge liebt Mädchenkleider, in der Schule kommt das nicht gut an. Am nächsten Tag bringt ihn der Vater im Ballettröckchen zum Unterricht. Eine Empfehlung für jeden Kindergarten!

Danke für das Gespräch.

Die Fragen stellte Holger Jörn Becker-von Wolff

 

Details

Veranstalter: Stadtbücherei Herborn

» Es wird um vorherige Anmeldung gebeten über E-Mail an buecherei@herborn.de oder via Telefon unter 02772 / 708 450.

 

 

 

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